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Ecclestone in Constantin-Prozess im Verhör: "Alles Blödsinn"
Formel-1-Boss Bernie Ecclestone musste sich heute in London im Constantin-Prozess dem Kreuzverhör stellen und spielte die Anschuldigungen herunter
(Motorsport-Total.com) - Fehlstart für Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vor Gericht: Als der 83-jährige heute Morgen unter Blitzlichtgewitter das Gebäude des Obersten Gerichts Londons betrat, dauerte es nur wenige Sekunden, ehe er wieder vor der Pressemeute stand: Die Drehtüre hatte im Gebäudeinneren keinen Ausgang gehabt - Ecclestone musste also zunächst eine Runde drehen, ehe er wenig später über eine normale Türe in das Gebäude gelangte.
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Schwere Zeiten: Formel-1-Boss Bernie Ecclestone steht nun wirklich vor Gericht Zoom
Vor Gericht lief dann alles wie erwartet: Ecclestone, dessen Anwalt vor Beginn des Schadenersatz-Prozesses anmerkte, dass sein Mandant Seh- und Hörschwierigkeiten habe, wehrte sich gegen die Anklage der Münchner Film- und Fernsehfirma Constantin Medien, die ihm vorwirft, beim Verkauf von 47 Prozent der Formel-1-Anteile der Bayerischen Landesbank (BayernLB) an CVC Capital Partners vor acht Jahren dafür Sorge getragen zu haben, dass die Anteile unterbewertet wurden. Der Kauf ging für etwas mehr als 800 Millionen Dollar über die Bühne; erst ab einem Wert von 1,1 Milliarden Dollar wären Constantin als ehemaligem Formel-1-Teilhaber zehn Prozent der Verkaufssumme zugestanden.
Schmiergeld? Ecclestone spricht von "billiger Versicherungspolice"
Zunächst feierte Ecclestone einen Teilerfolg, als der Streitwert, um den es Constantin geht, von ursprünglich 171 auf 140,4 Millionen US-Dollar (umgerechnet 104,1 Millionen Euro) reduziert wurde. Im Kreuzverhör blieb er dann seiner bisherigen Argumentationslinie treu, dass es sich bei den 44 Millionen Dollar, die er und seine Bambino-Familienstiftung dem zu achteinhalb Jahren Haft verurteilten BayernLB-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky gezahlt hatten, nicht um Schmiergeld gehandelt habe, damit dieser die Formel-1-Anteile seinem bevorzugten Bieter CVC Capital Partners verkauft.
Er habe dem Gribkowsky stattdessen das Geld überwiesen, weil ihm der Banker drohte, ihn wegen angeblicher Steuer-Unregelmäßigkeiten an die britischen Behörden zu verpfeifen. "Was ich ihm zahlte war nur ein kleiner Betrag... eine Art Versicherungspolice, eine recht billige Versicherungspolice... Ich wollte verhindern, dass der Fiskus eine Untersuchung einleitet", sagte Ecclestone heute in London. Die Folgen hätten ihn an die zwei Milliarden Pfund kosten können.
London-Urteil als Gradmesser für München
Zudem seien aus seiner Kasse "nur" zehn Millionen Pfund in die Hände des Bankers geflossen. Als ihm Constantin-Anwalt Philip Marshall vorwarf, in unterschiedlichen Medien diesbezüglich widersprüchliche Aussagen getätigt zu haben, meinte der Formel-1-Boss, dass er nie zu den genauen Geldbeträgen gefragt worden sei.
Überhaupt sei die Berichterstattung der Medien zu den Anschuldigungen gegen ihn "Blödsinn", sagte Ecclestone: "Glauben Sie alles was in den Medien steht?". Dass er den Formel-1-Vorstand über seine Zahlung an Gribkowsky nicht informiert habe, hat laut Ecclestone damit zu tun, "dass die Sache niemanden etwas anging außer Gribkowsky und mich".
Es wird damit gerechnet, dass der Prozess noch rund sechs Wochen dauert. Die Angelegenheit ist brisant, da das Landgericht München noch nicht entschieden hat, ob die Klage der Staatsanwälte gegen Ecclestone wegen angeblicher Anstiftung zur Untreue und Bestechung in besonders schwerem Fall zugelassen wird. Der Ausgang des zivilrechtlichen Verfahrens in London - Ecclestone droht dort keine Gefängnis-, aber eine Geldstrafe - gilt daher als Gradmesser, wie sich das Landgericht München entscheiden wird.