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Lebensgefahr oder gute Show? Webber-Strafe scheidet Geister
Webber fährt auf Alonsos Ferrari mit und beide werden verwarnt - Die Meinungen über die Angemessenheit dieser Steward-Entscheidung gehen auseinander
(Motorsport-Total.com) - Als hätte Mark Webber nicht schon genug Pech beim Großen Preis von Singapur gehabt: Nach seinem technisch bedingten Ausfall in letzter Runde erhielt der Australier seine dritte Verwarnung der Saison dafür, dass er auf dem Ferrari von Fernando Alonso in den Parc ferme zurückfuhr. Alonso hatte auf der Ehrenrunde angehalten und seinem Kumpel einen Taxidienst angeboten, auch der Spanier erhielt eine Verwarnung. Für Webber zieht Verwarnung Nummer drei eine bittere Strafe nach sich: Beim kommenden Rennen in Südkorea muss der 36-Jährige zehn Plätze in der Startaufstellung nach hinten rücken.
© xpbimages.com
Fernando Alonso spielt den Taxifahrer für seinen Kumpel Mark Webber Zoom
Das Amateurvideo eines Zuschauers zeigt die Situation, in der Webber auf den Ferrari klettert: Der Australier läuft von seinem havarierten Boliden aus zurück auf die Strecke, winkt seinem Kumpel Alonso zu. Der hält hinter der Kurve 7 mitten auf der Strecke an und lässt Webber aufsteigen. Währenddessen fährt zunächst Nico Rosberg knapp links an Webber vorbei, kurze Zeit später sieht der zweite Mercedes-Pilot, Lewis Hamilton, den Ferrari offenbar erst recht spät und muss rechts über den Randstein ausweichen. Dann fährt Alonso los in Richtung Boxengasse.
Die Meinungen über die erteilten Verwarnungen durch die FIA gehen auseinander. Hamilton, der sich offensichtlich sehr über den Ferrari erschrocken hat, dürfte die Verwarnungen nachvollziehen: "Ich war auf meiner In-Lap, kam dort um die Kurve, und da stand Fernando. Ich war wirklich schockiert! Ich bin dann rechts ausgewichen, aber wenn Mark dort gerade langgelaufen wäre, hätte ich ihn auch leicht überfahren können", so der 28-Jährige gegenüber 'Fox Sports'.
Eine sportliche Ehrensache
Für den Sport an sich seien solche Taxifahrten eigentlich eine coole Sache, so der Brite: "Es gab schon Gelegenheiten, da bin ich an jemandem vorbeigefahren, der ausgerollt war, und ich wünschte mir, ich hätte angehalten." So denkt er auch an die legendären Szenen zurück, als Nigel Mansell seinen Rivalen Ayrton Senna beim britischen Grand Prix 1991 mitnahm: "Das sind tolle Bilder für die Fans, solange es in einer sicheren Art und Weise passiert. Man sollte nicht auf der Ideallinie halten, ansonsten sollte das künftig aber erlaubt werden", schlägt der Mercedes-Fahrer vor.
Hamiltons ehemaliger Teamkollege Jenson Button hat hingegen via Twitter verlauten lassen, dass er die Maßregelung seiner Kollegen für übertrieben hält: "Ich bin enttäuscht über die Verwarnungen für Webber und Alonso, so ein fairer Sportsgeist sollte nicht unbedingt bestraft werden." Trotzdem hätten seine Kollegen die Situation eleganter lösen können: "Vielleicht hätte Alonso an einer sichereren Stelle anhalten können, auch wenn ich immer noch denke, dass es ein bisschen zu hart ist... Am Ausgang einer blinden Kurve auf der Ideallinie zu halten, ist dennoch nicht clever."
Horner kritisiert Bestrafungsmöglichkeiten
© Ferrari
Nach einer langen Ehrenrunde kommen Alonso und Webber in der Boxengasse an Zoom
Webbers Teamchef, Christian Horner, ist über die Bestrafung seines Fahrers natürlich nicht glücklich: "In dieser Situation war es gut für die Show und für das Fernsehen, es hätte besser mit einem Bußgeld oder einem Klaps auf den Hinterkopf geregelt werden sollen. Eine Schande ist, dass es nun auf eine Verwarnung hinausgelaufen ist, die eine Strafversetzung um zehn Plätze nach sich zieht." Es sei frustrierend, dass Webber in Südkorea nun von weit hinten starten müsse - "Das ist der Punkt, der nicht wirklich Sinn macht", findet der Brite.
"Aber ich verstehe die Schwierigkeiten der Stewards aufgrund ihrer beschränkten Bestrafungsmöglichkeiten, die sie zur Verfügung haben", lenkt Horner ein. "Ideal wäre ein Bußgeld gewesen, aber ich glaube, diese Option stand ihnen nicht zur Verfügung. Leider sind Verwarnungen heute die einzige Möglichkeit für die Stewards, in diesem Fall hätte aber vielleicht auch ein eindringliches Gespräch mit den Fahrern genügt."