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Hamilton über Teamorder: "Du musst dich daran halten"
Die Teamorder-Diskussion geht weiter: Lewis Hamilton kennt beide Seiten der Medaille, Stirling Moss kritisiert Sebastian Vettel
(Motorsport-Total.com) - Über zwei Themen wird im Fahrerlager der Formel 1 derzeit heiß diskutiert: Reifen und Teamorder. Seit dem Großen Preis von Malaysia, bei dem sowohl Red Bull (erfolglos) als auch Mercedes (erfolgreich) ihre Fahrer in der Schlussphase des Rennens angewiesen hatten, ihre Positionen zu halten, wird heftig über das für und wider der Stallregie debattiert. Lewis Hamilton hat schon beide Seiten der Medaille erlebt und hat daher sowohl für die Sichtweise des Teams als auch für die der Fahrer Verständnis.
© Daimler
Teamoder in Sepang: Für Hamilton "peinlich", aber aus Teamsicht richtig Zoom
So seien zu Beginn der Saison 2007 die Rollen bei McLaren zwischen ihm und Fernando Alonso klar verteilt gewesen. "Ich war aus Sicht des Teams Fahrer Nummer zwei, was mir im Laufe des Jahres ein wenig im Weg stand", erinnert sich Hamilton in seiner Kolumne für die 'BBC'. Damals kam Hamilton als Neueinsteiger ins Team, während Alonso amtierender Weltmeister war. Im Laufe der Saison eskalierte das Teamduell der beiden McLaren-Fahrer immer mehr, am Saisonende warf der Spanier bei den Briten hin.
Somit war Hamilton im kommenden Jahr die klare Nummer eins im Team und konnte sich darauf verlassen, dass ihn Teamkollege Heikki Kovalainen bei seinem Weg zum WM-Titel jederzeit unterstützt. Das Kräfteverhältnis änderte sich erst im Jahr 2010, als Jenson Button als amtierender Weltmeister ins Team kam. In dieser Saison ereilte Hamilton das gleiche Schicksal wie Mark Webber in Malaysia.
Tükei 2010: Button macht's wie Vettel
© xpb.cc
2010 wurde Lewis Hamilton trotz Teamorder von Jenson Button überholt Zoom
"2010 habe ich in der Türkei das Rennen angeführt. Mir wurde gesagt, ich sollte langsam machen und Benzin sparen, Jenson habe man das gleiche gesagt. Dann hat mich Jenson überholt, genau wie es Sebastian mit Mark gemacht hat", so Hamilton, der daher Webbers Enttäuschung nachvollziehen kann. 2010 eroberte Hamilton die Führung zwar wieder zurück, "aber das war ein riskantes Manöver, welches dazu hätte führen können, das wir beide das Rennen nicht beenden."
Wer glaubt, Teamorder sei einer Erfindung der modernen Formel 1, der irrt. Schon in den 1950er Jahren nahmen die Rennställe Einfluss auf das Rennergebnis, allerdings nur unter besonderen Umständen: "Als ich mit Fangio bei Mercedes gefahren bin, gab es so lange keine Stallorder, bis wir 30 Sekunden Vorsprung vor dem Rest des Feldes hatten. Wenn das Team in Führung lag, hielt Fahrer Nummer eins seine Position und wurde nicht überholt", erinnert sich Sterling Moss gegenüber 'CNN'.
Der Brite hatte jedoch nach eigener Aussage kein Problem damit, Juan Manuel Fangio, den seinerzeit unumstrittenen Star der Szene, den Vortritt zu gewähren. "Ich habe Fangio so sehr respektiert, dass sich glücklich war, hinter ihm der Zweite zu sein. Das hat mir nichts ausgemacht", sagt Moss, der denkt, dass der Respekt für die anderen Fahrer heutzutage nicht mehr in diesem Maße vorhanden sei.
Teamorder war Hamilton "peinlich"
Das habe sich in Malaysia bei Red Bull gezeigt. Vettel stellt Moss in diesem Zusammenhang kein gutes Zeugnis aus: "Sie mussten ihm ausdrücklich sagen, dass er es Webber überlassen soll. Da wurde er zum frechen Jungen und dachte sich: 'Verdammt, warum soll ich nicht gewinnen.' Diesen Schaden kann er meiner Meinung nach nicht mehr reparieren", so Moss.
Für den Hamilton ist hingegen klar: "Wenn du eine Teamorder erhältst, musst du sie rationalisieren, hoffen, dass sie aus den richtigen Gründen ausgesprochen wurde und dich daran halten." Dies tat in Malaysia auch Hamiltons Teamkollege Nico Rosberg, der hinter dem Briten blieb, der in der Schlussphase des Rennens Benzin sparen musste. Damit sicherten die Silberpfeile die Platze drei und vier ab, was Hamilton aus Sicht des Teams stolz macht.
Ihm selbst war die Situation aber "peinlich, denn ich möchte nichts geschenkt bekommen. Jeden Punkt, jede Position möchte ich mir verdienen." Deshalb habe er sich in den Tagen nach dem Rennen auch nicht gut gefühlt und Teamchef Ross Brawn gleich mehrere E-Mails geschrieben. Zukünftig will Hamilton aus eigener Kraft dafür sorgen, dass er nicht mehr in solch eine Situation gerät.
Deshalb suchte er zum Leidwesen seiner Kollegen am vergangenen Sonntag die Fabrik in Brackley auf. "Statt einen schönen Tag zu Hause zu verbringen mussten sie mit mir Überstunden machen", bedauert Hamilton seine Kollegen. Im Simulator arbeitete der 28-Jährige an verschiedenen Benzin-Strategien und Möglichkeiten, Benzin zu sparen, was sich seiner Meinung nach schon bei den kommenden Rennen auszahlen sollte.