Neues Strafensystem: Fahrer fordern mehr Konstanz
Die Fahrer befürworten Charlie Whitings Idee eines "Punkteführerscheins", bestehen aber auf mehr Konstanz bei den Entscheidungen der Rennkommissare
(Motorsport-Total.com) - Vor dem Grand Prix der USA informierte FIA-Rennleiter Charlie Whiting die Teams über seine geplante Reform des Strafensystems in der Formel 1. In Zukunft sollen wie bei einem "Punkteführerschein" - diese Idee hatte FIA-Boss Jean Todts Vorgänger Max Mosley übrigens schon 2004 gehabt - für Vergehen auf und neben der Strecke Strafpunkte ausgesprochen werden, aber einer gewissen Menge gibt es dann Sanktionen wie zum Beispiel der Entzug der Superlizenz für ein Rennen.
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Nicht immer wurde bei Unfällen mit gleichem Maß gemessen Zoom
Während Fahrer und Teams dieser Idee grundsätzlich einiges abgewinnen können, fordern nun einige Piloten Änderungen bei der Vergabe der Strafen durch die Rennkommissare. Sie kritisieren, dass die Vergehen von Rennen zu Rennen zu unterschiedlich beurteilt und sanktioniert werden. Dadurch würde das neue System keine Fairness und Ausgeglichenheit gewährleisten.
Rennkommissare interpretieren Vergehen unterschiedlich
Das System ist ein "Schritt vorwärts", meint GPDA-Präsident Pedro de la Rosa gegenüber 'Autosport', "aber wir müssen bei der Konstanz vorsichtig sein. Dieses Jahr haben wir unterschiedliche Arten von Strafen gesehen, je nachdem, welche Rennkommissare gerade nominiert waren. Die Idee ist gut, und die Fahrer werden sie wahrscheinlich unterstützen, aber das erfordert mehr Konstanz bei den Entscheidungen. Wir müssen wissen, was richtig und was falsch ist."
Diese Saison gab es immer wieder Kritik an den Entscheidungen der Rennkommissare. So wurden Sebastian Vettel in Hockenheim 20 Strafsekunden aufgebrummt, weil er neben der Strecke Jenson Button überholt hatte. Wäre der Zwischenfall früher im Rennen passiert, hätte der Red-Bull-Pilot einmal durch die Box fahren müssen, was deutlich weniger Zeit als 20 Sekunden in Anspruch genommen hätte. Whiting gab nach Hockenheim sogar zu, dass das Strafenregister der Formel 1 derzeit über keine anderen Sanktionsmöglichkeiten verfügt, was quasi bedeutet, dass die Strafe zu hart war.
Dazu kommt, dass es kaum Sanktionen für Wiederholungstäter gibt - das soll durch das neue System ebenfalls behoben werden, denn wer eifrig Strafpunkte sammelt, muss vorsichtiger fahren, um einer Sperre zu entgehen. Die einzige aktuelle diesbezügliche Regelung besagt, dass ein Pilot, der drei Mal verwarnt wird, beim nächsten Start um zehn Plätze zurückgereiht wird - sie musste aber noch nie angewendet werden.
Weniger verschiedene Rennkommissare als Lösung?
Sogar Romain Grosjean, der diese Saison zahlreiche Unfälle in den ersten Runden auslöste und nach dem negativen Höhepunkt beim Start in Spa-Francorchamps für das Rennen in Monza gesperrt wurde, sieht gegenüber 'Autosport' im neuen System einen Fortschritt. "Das könnte ein gutes System sein", sagt er. "Es ist sehr schwierig, bei den Entscheidungen Konstanz an den Tag zu legen, aber wenn es ein Punktesystem geben würde und man weiß, dass man vorsichtig sein muss, dann warum nicht?"
Pastor Maldonado - ein weiterer Pilot, der diese immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kam, schließt sich gegenüber 'Autosport' an: "Ich stimme der Idee zu, aber es muss für alle gleich sein. Dieses Jahr war das nicht für alle Fahrer der Fall. Manchmal waren die Rennkommissare sehr hart, manchmal sehr nachgiebig. Das verwirrt."
De la Rosa hätte eine Lösung, doch er zweifelt daran, ob diese umsetzbar ist: "Der Idealzustand wäre, wenn wir die ganze Weltmeisterschaft über die gleichen drei oder vier Rennkommissare hätten. Es würde aber vielleicht auch mit einer Auswahl von acht oder zehn funktionieren." Die aktuelle Situation ist für ihn jedenfalls nicht mehr tragbar: "Es sind zu viele - und jeder hat seine eigenen Kriterien."