HRT verzichtet diese Saison auf KERS
Warum sich HRT trotz der grundsätzlichen Möglichkeit dieses Jahr gegen einen KERS-Einsatz entscheidet und wieso die Saison erst in Spanien so richtig beginnt
(Motorsport-Total.com) - Beim vergangenen Rennwochenende in Sepang setzte HRT erstmals 2012 erfolgreich DRS ein - mit Erfolg. Denn der verstellbare Heckflügel bescherte dem spanischen Team nach der Enttäuschung von Melbourne endlich das Überwinden der 107-Prozent-Hürde und damit die Qualifikation im Rennen. Auf das Energie-Rückgewinnungssystem KERS verzichtete man allerdings bisher - und das wird auch so bleiben.
© HRT
Teamchef Luis Perez-Sala kämpft bei HRT gegen das Chaos an
Obwohl ein KERS-Einbau beim F112 grundsätzlich möglich wäre und Caterham dieses Jahr erstmals auf das System setzt, will HRT davon absehen. "Wir haben ein Auto, das wir erst erforschen müssen", gibt Teamchef Luis Perez-Sala gegenüber 'El Confidencial' zu. "Das Auto wurde zwar dafür designt, KERS einzusetzen, aber kurzfristig werden wir das nicht tun. Wir denken nicht, dass wir dieses Jahr damit fahren werden."
Auch die Konkurrenz von Marussia verzichtet derzeit auf das System - abgesehen von diesen zwei Rennställen fährt das restliche Feld mit dem Hybridantrieb. Perez-Sala ist bewusst, dass die aktuelle Lösung "nicht perfekt" ist, aber in Anbetracht des Entwicklungs-Rückstands des Teams der einzige Weg ist. Das Team übersiedelte nach dem Bruch mit Ex-Teamchef Colin Kolles nach Spanien - die neue Struktur funktioniert aber noch lange nicht einwandfrei.
Heimrennen als wahrer Saisonauftakt
"Wir haben die Autos in Eile zusammengebaut", gibt Perez-Sala zu. Derzeit geht es für das Team bloß darum, die ersten Rennen zu überstehen. "Der Test in Mugello direkt nach Bahrain wird für uns daher sehr wichtig." Vor dem Heimrennen in Barcelona zieht das Team auch in die neue Niederlassung - die Tennishalle Caja Magica in Madrid - ein, bestätigt der Teamchef: "Nach Bahrain bringen wir die Autos dort hin. Ab dem spanischen Grand Prix werden wir beginnen, effektiver zu funktionieren."
Die folgenden Rennen dienen dem Team als Testfahrten: "In China und Bahrain werden wir das Auto und das Team weiter verbessern, aber es handelt sich dabei um einen langsamen Prozess, der das ganze Jahr über andauern wird." Keine einfache Situation, denn "während ich hier in Madrid sitze", so Perez-Sala, "sind einige Leute in Valencia, andere in Deutschland und Großbritannien."
Keine Kritik von Ecclestone
Das Auftreten des Teams bei den Testfahrten und bei den ersten Rennen sorgte teils für heftige Kritik - von chaotischen Zuständen bis zu einer Gefahr für die Sicherheit war die Rede. Doch laut Perez-Sala blieb man bisher zumindest von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der sich 2010 über die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der "neuen" Teams beschwert hatte, verschont: "Wir hatten bisher keine Problem - ich glaube, er ist ruhig."
Perez-Sala findet, dass die Wahrnehmung, das Team habe seit dem Vorjahr einen Schritt zurück gemacht, nicht gerechtfertigt ist, schließlich befinde man sich "wirklich im ersten Jahr." Das gelte auch für die Verhandlung über ein neues Concorde Agreement, das die Verteilung der Einnahmen in der Formel 1 und andere maßgebliche Details regelt: "Es gibt Teams, die schon weiter fortgeschritten sind als wir. Wir sind mit den Verhandlungen immer noch am Anfang."