Boullier: "F-Schacht kommt spätestens nach Ungarn"
Renault-Teamchef Eric Boullier lüftet das Geheimnis rund um den ersten Einsatz des F-Schacht-Systems - Kampfansage vor Hockenheim
(Motorsport-Total.com) - Die Hälfte der Formel-1-Saison ist nun vorbei. Renault konnte, obwohl man nicht über das F-Schacht-System verfügt, mit starken Leistungen überzeugen. Robert Kubica und Vitaly Petrov werden darauf auch in Zukunft verzichten müssen. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Lange Zeit wurde ein Geheimnis gemacht, wann Renault den F-Schacht erstmals einsetzen wird. Meistens hieß es, noch nicht bei diesem, aber vielleicht beim nächsten Rennen.
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Robert Kubica wird bald über noch mehr Top-Speed verfügen, F-Schacht sei Dank
Eric Boullier brachte nun endlich Licht ins Dunkel. "Ich kann es schon nicht mehr erwarten, den F-Schacht am Auto zu haben", erklärte der Teamchef im 'Renault-Podcast'. Lange wird er sich nicht mehr gedulden müssen. "Wir arbeiten an einem zweistufigen F-Schacht-System. Wir passen die Entwicklung dem Rennkalender an. Beispielsweise kommen wir bald nach Ungarn, wo wir das System nicht dringend benötigen. Möglicherweise schaffen wir es noch bis Budapest, spätestens beim folgenden Rennen werden wir es aber erstmals einsetzen."#w1#
Möglicherweise wird der F-Schacht in den Trainings in Budapest nur getestet werden um dann in der nachfolgenden Sommerpause noch Feinjustierungen vorzunehmen. Demnach wird das System also spätestens in Spa-Francorchamps seinen ersten Renneinsatz haben. Aber auch ohne F-Schacht ist Boullier für die nächsten Rennen optimistisch: "Wir haben noch einige gute Weiterentwicklungen für die die nächsten drei bis vier Rennen. Wir haben noch einige sehr untypische Strecken wie Singapur, Monza und Budapest vor uns, wofür wir eigene Aerodynamik-Pakete entwickelt haben."
Boullier blickt aber auch zurück, seine Bilanz der ersten Saisonhälfte fällt durchwegs positiv aus: "Wir haben unsere Erwartungen erfüllt. Wir wollten wieder um die Punkte kämpfen und regelmäßig in den Top-10 landen. Auf manchen Strecken fuhren wir sogar auf das Podium, das hatten wir nicht erwartet." In dieser Tonart soll es laut dem Teamchef auch weitergehen: "Wir wollen diese Performance halten, dürfen aber auch die Entwicklung des nächstjährigen Autos nicht vernachlässigen."
Das Ziel für die zweite Saisonhälfte ist klar formuliert. "Wir wollen weiter konstant punkten und noch einige Podiumsplätze einfahren", so der Franzose, der in den Silberpfeilen die größte Konkurrenz sieht: "Unser größter Konkurrent ist momentan Mercedes, das sieht man auch in der Konstrukteurs-WM. Aber wir dürfen auch die Teams dahinter nicht aus den Augen lassen."
Freude über Kubicas Vertragsverlängerung
Sehr glücklich stimmte Boullier die Vertragsverlängerung von Kubica: "Ich bin froh für das Team, es gibt allen Selbstvertrauen, dass Robert einen neuen Zweijahresvertrag unterzeichnet hat. Er ist ein sehr gefragter Mann und einige andere Teams haben bereits ihre Fühler nach ihm ausgestreckt." Doch wie bereits in den Jahren zuvor klafft zwischen den beiden Piloten eine große Lücke. Petrov ist die klare Nummer zwei im Team und hat in seinem Debütjahr mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Wegen der teilweise enttäuschenden Leistungen häuften sich die Gerüchte, wonach der junge Russe wohl bald ersetzt wird.
Boullier nimmt Petrov aber in Schutz: "Vitalys Zukunft liegt in seinen Händen. Wir wollen, dass beide Autos konstant punkten. Deshalb sind wahrscheinlich auch Gerüchte rund um ihn und sein Cockpit entstanden. Aber wir stehen zu ihm, sind froh, dass er bei uns ist und wollen ihm helfen, dort hinzukommen, wo er eigentlich sein möchte. Wir sind wegen ihm nicht enttäuscht, denn er ist der beste Rookie. Er hat auch schon einige gute Rennen geliefert. Derzeit fehlt es noch an der Konstanz, damit er auch die Punkte bekommt, die er eigentlich verdient hätte."
"Sollten ebenbürtig mit Mercedes, Ferrari und McLaren sein"
Vielleicht klappt es ja bereits in Hockenheim besser, denn Petrov kennt diese Strecke noch aus der GP2. Alan Permane jedenfalls schätzt sein Team in Deutschland sehr stark ein: "Wir sollten ebenbürtig mit Mercedes, Ferrari und McLaren sein." Für den Chefrenningenieur bringt Hockenheim allerdings ein Fragezeichen mit sich: "Die Strecke hat sich gegenüber dem letzten Mal nicht verändert, aber wir fahren dort erstmals mit Slicks. Wir werden sehen, wie sich das Auto dadurch verhält."
Hockenheim ist mit den Strecken, auf denen in letzter Zeit gefahren wurde, kaum zu vergleichen. Der Kurs hat im Gegensatz zu Silverstone keine sehr schnellen Kurven, besitzt aber auch keinen Stopp-and-Go-Charakter wie zuletzt Valencia und Montréal. Dennoch sieht Permane Vorteile für jene Rennställe, die mit dem F-Schacht-System unterwegs sind. "Das F-Schacht-System ist in Hockenheim ein Vorteil, da es zwei bis drei längere Geraden gibt. Die Fahrer, denen dieses System zur Verfügung steht, nützen es aber ohnehin immer, wenn es möglich ist, auch auf kurzen Geraden zwischen zwei Kurven."