Leute mit Biz: Sutil-Manager Manfred Zimmermann
Von Adrian Sutil bis Til Schweiger: Manager Manfred Zimmermann hat seine Finger bei weitem nicht nur im Motorsport, aber genau da am liebsten...
(Motorsport-Total.com) - "Die Formel 1 ist alle zwei Wochen für zwei Stunden Sport, aber dazwischen knallhartes Business", hat der große Frank Williams einmal gesagt. Für 'Motorsport-Total.com' Grund genug, eine Artikelserie ins Leben zu rufen, die sich mit dem Businessaspekt des Motorsports beschäftigt. In unregelmäßigen Abständen stellen wir eine Persönlichkeit vor, die sich im Motorsportbusiness durchgesetzt hat, und mit Biss an ihre Sache herangeht - "Leute mit Biz" eben. Heute in der zehnten Edition: Manfred Zimmermann, Chef der Client Management Group (CMG).
© cmg
Viel Benzin im Blut: Adrian Sutil und sein Manager Manfred Zimmermann
In den 1980er Jahren war Zimmermann noch selbst als Rennfahrer unterwegs, später war er als Manager bei der größten Sportmanagement Agentur der Welt, IMG Mark McCormack, in Deutschland unter anderem für Motorsport und Marketing verantwortlich. Dabei begegnete Zimmermann beruflich vielen Superstars wie Tiger Woods, Ayrton Senna, Michael Schumacher, David Coulthard oder Hans Joachim Stuck.#w1#
Damals allesamt Klienten von IMG Mark McCormack. Heute arbeitet Zimmermann mit seiner Agentur cmg für Stars wie Til Schweiger, Hannelore Elsner, Atze Schröder oder veranstaltet Schaukämpfe mit Boris Becker, Henri Leconte oder Mats Wilander.
Aber ganz klar: In Sachen Motorsport ist Adrian Sutil das aktuelle Aushängeschild Zimmermanns. Der 26-jährige Force-India-Pilot erfreut sich dabei einer intensiven Unterstützung durch seinen Manager. "Ich bin bei allen Rennen und Tests von Adrian dabei", betont der ehemalige Rennfahrer, der es Mitte der 1980er-Jahre als Aktiver selbst bis in die Formel 3 schaffte.
Benzin im Blut
© cmg
Früher selbst aktiver Rennfahrer: Manfred Zimmermann in seinem Renault 5 Zoom
Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen mittlerweile etwas verschoben, wie Zimmermann lächelnd gesteht: "Zu Beginn seiner Karriere konnte ich ihm sicherlich auch immer wieder mal nützliche Tipps und Hilfestellung im Bereich Auto und Fahren geben. Das ist heute nicht mehr nötig und möglich."
Kein Zweifel: Zimmermann hat selbst eine gehörige Portion Benzin im Blut. Als Aktiver fuhr er im deutschen und europäischen Renault-Pokal unter anderem zusammen mit seinem Teamkollegen Altfrid Heger gegen einen Jan Lammers oder Michiel Bleekemolen. Zwischen 1980 und 1987 dabei sogar in einer Doppelfunktion als Fahrer und Teamchef.
Aus dieser Teamchefrolle heraus setzte sich in der Folge der Geschäftsmann Zimmermann durch. 1990 wechselte er zur IMG, der weltweit größten Sportmanagement-Agentur. Dort war er zunächst in London, später in Hamburg als Direktor Marketing unter anderem verantwortlich für die Vermarktung von Sportlern und großen Einzelveranstaltungen.
Die Events spielten sich damals hauptsächlich im Bereich Tennis ab, "obwohl ich selbst nie Tennis gespielt habe", wie Motorsportler Zimmermann ohne große Bauchschmerzen zugibt. Mit dem Traditionsturnier am Hamburger Rothenbaum oder der Tennis ATP-WM in Frankfurt wurden zu dieser Zeit die erfolgreichsten Tennisturniere in Deutschland umgesetzt. Stars wie Boris Becker oder Michael Stich waren der Garant für Zuschauerrekorde.
Schumacher, Senna, Sutil
© cmg
Mitte der 1980er Jahre schaffte es Manfred Zimmermann bis in die Formel 3 Zoom
"Es war immer das Business, welches mich mit Tennis in Berührung gebracht hat. Mein Sohn Lars, der heute in der Agentur unter anderem verantwortlich für Klienten und Events ist, hat als Profi gespielt. Und bevor ich zum Motorsport kam, habe ich bei der DEG Eishockey gespielt", verrät der gebürtige Kölner.
Neben Tennis-Assen wie Andre Agassi, Martina Hingis oder Tommy Haas vertrat die IMG zu dieser Zeit auch die Interessen von einigen Motorsportlern wie Hans-Joachim Stuck, David Coulthard, Ayrton Senna und Michael Schumacher. "Michael Schumacher wurde immer von Willi Weber gemanagt", schildert Zimmermann. "IMG hat aber verschiedene Dienstleitungen für ihn erbracht. Unter anderem die Partnerschaft mit 'RTL', für deren Zustandekommen ich mitverantwortlich war."
In seiner Eigenschaft als Direktor Motorsport und Marketing bei IMG blieb ihm aber auch der dreifache Formel-1-Weltmeister aus Brasilien besonders im Gedächtnis. Zimmermann erinnert sich: "Ich durfte Ayrton Senna noch persönlich erleben. Er war nicht nur fahrerisch eine absolute Ausnahme, auch menschlich konnte er einen wirklich beeindrucken."
1995 wechselte Zimmermann dann zu T-Mobile nach Bonn in der Funktion des Marketing Direktors. Er räumt mit einem möglichen Missverständnis auf, denn nach Eishockey, Tennis und Motorsport hatte er mit den zur damaligen Zeit großen Telekom-Konzernthemen Radsport, Tour de France und Jan Ullrich nichts zu tun.
Die Klienten stehen in der Öffentlichkeit
© cmg
Til Schweiger und Manfred Zimmermann: Die Klienten stehen im Vordergrund Zoom
"Das Team Telekom war zu dieser Zeit bei der Telekom", klärt er auf. "Wir, T-Mobile, waren in unseren Marketing Entscheidungen eigenständig und unabhängig. Wir haben uns im Motorsport, im D1 STW-Cup, in der Formel 1 bei McLaren, im Fußball und im Tennis engagiert."
Mit Gründung der Agentur Zimmermann GmbH folgte 1998 der Schritt zurück in die Selbstständigkeit, 2002 gründete Zimmermann dann zusätzlich zusammen mit dem früheren Tennis Ass Carl-Uwe "Charly" Steeb die Client Management Group (CMG) mit Sitz in Düsseldorf und auf Mallorca, wo Partner Steeb lebt.
Die Liste der von CMG betreuten Persönlichkeiten ist lang und bunt gemischt. Doch auf eines legt Zimmermann großen Wert: "Interessant ist, dass wir keinen unserer Klienten aktiv angesprochen haben, sondern alle zu uns gekommen sind."
Wie erklärt er sich dieses Phänomen? "Es ist ganz einfach unsere Philosophie, an der wir auch festhalten wollen. Wir finden so gut wie nicht in der Öffentlichkeit statt. Die Aufmerksamkeit sollen unsere Klienten erhalten, nicht wir. Wenn wir gut und erfolgreich für unsere Klienten arbeiten, dann wird es sich herumsprechen."
Sonderfall Sutil
© xpb.cc
Eines Tages in der Formel 1: Adrian Sutil in seinem Force-India-Boliden Zoom
Mit Erfolg, denn zum Beispiel Formel-1-Pilot Sutil hat mittlerweile sieben persönliche Sponsoren, darunter mit Medion, Capri Sonne, Gillette, BASE und Navteq "recht große, langjährige und internationale" Partner. Nur: Wie vereinbart die CMG eine Zusammenarbeit von Sportstars und Schauspielern wie Til Schweiger oder Hannelore Elsner?
Zimmermann klärt auf: "Wir sind bei den meisten unserer Klienten nur für die Persönlichkeitsrechte und PR verantwortlich. Das heißt, in erster Linie suchen wir Werbepartner. Bei Sportlern wie Adrian Sutil oder dem Tennisspieler Andi Beck, der immerhin schon die Nummer 48 der Weltrangliste ist, haben wir eine größere Management-Aufgabe. Aber aus meiner Sicht spielt es keine Rolle, ob ein Klient Schauspieler oder Sportler ist. Die Herangehensweise ist nahezu die Gleiche."
Sutil ist dabei ein echter Sonderfall: "Adrian kam über Wochen immer mal wieder in mein Büro in München und erklärte mir, warum ich ihm helfen muss", erinnert sich ein amüsierter Zimmermann. "Er sagte mir, dass er es eines Tages in die Formel 1 schaffen wird - mit meiner Hilfe." Seit Ende 2002 besteht diese Partnerschaft, die heute deutlich mehr als nur rein geschäftlicher Natur ist.
Gemeinsames Ziel Formel 1
© xpb.cc
Adrian Sutil und Manfred Zimmermann: Mehr als nur eine Geschäftsbeziehung Zoom
"Ich denke, wir beide verstehen uns als enge Freunde, die ein Ziel und einen Traum hatten, der sich zum Teil schon erfüllt hat." Das findet seine Umsetzung auch im Rennfahreralltag: "Wenn wir bei einem Rennen sind, fahren wir morgens gemeinsam vom Hotel zur Strecke und am Abend wieder zurück. Tagsüber tauschen wir uns aus, und ich bin - neben den Teamverantwortlichen - sein Ansprechpartner."
So ist es nicht verwunderlich, wenn Zimmermann in seinem Formel-1-Schützling "weit mehr als nur einen Klienten" sieht: "Er gehört mittlerweile zur Familie und unsere Zusammenarbeit, die einmal geschäftlich begann, ist heute eine sehr enge Freundschaft, die auf Vertrauen und Respekt basiert."
Eine frühe Investition also, die sich mittlerweile gelohnt hat, wie der Motorsportmanager bestätigen kann: "Ich bin seinerzeit persönlich ein großes finanzielles Risiko eingegangen, um Adrian in der Formel BMW und in der Formel 3 ein Cockpit zu ermöglichen. Unser gemeinsames Ziel war immer die Formel 1."
Was in Melbourne 2007 schließlich erreicht wurde...
Manfred Zimmermann im Kreuzverhör:
Geburtsdatum: 31. Dezember 1956
Geburtsort: Köln
Wohnhaft in: Düsseldorf
Erstes Fahrzeug: Yamaha RD 350 und Alfa Romeo 1300 Junior
Aktuelles Fahrzeug: Porsche Cayenne GTS von Techart
Erlernter Beruf: Kaufmann
Im Motorsport involviert seit: 1978
Größter beruflicher Erfolg: Internationaler Sponsoring-Award für die erfolgreichste vernetzte Sponsoring Kampagne für T-Mobile. Es mit Adrian Sutil in die F1 geschafft zu haben.
Größtes Ziel: Gesund und sich selbst treu bleiben, Adrian auf dem Podium zujubeln.
Lieblingsfahrer und -team: Adrian Sutil und Force India, Jenson Button und Brawn.
Online oder Print? Im Büro online und im Flieger Print.
Business- oder Economy-Class? Kurze Flüge Eco, lange Flüge Business.
Boulevard oder Feuilleton? Boulevard für den Job, Feuilleton für den Kopf.
Festgeld oder Optionsschein? Festgeld.
T-Shirt oder Sakko? Beides gerne und beides zu seiner Zeit
Opernball oder Oktoberfest? Oktoberfest und immer mal wieder Theater...
Arbeit oder Hobby? Meine Arbeit ist mein Hobby oder mein Hobby ist meine Arbeit.
Lebensmotto: Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt. (Leider nicht von mir, sondern von Dante Alighieri)
Lieblingslektüre: Aktuell: "Noch eine Runde auf dem Karussell" von Tiziano Terzani. 'Gala', 'Bunte', 'Bild' für den Job - sowie täglich 'Motorsport-Total.com'!
Person, die ich am meisten bewundere: Alle Menschen, die helfen, und Menschen, die sich um andere kümmern. Menschen, die nicht immer nur an sich denken.
Person, mit der ich mal auf ein Bier gehen möchte: Barack Obama
Geld bedeutet für mich... Mittel zum Zweck sowie eine gewisse Unabhängigkeit.
Motorsport fasziniert mich, weil... das Bewegen eines Autos am absoluten Limit eine ganz besondere Herausforderung ist und ein ganz besonderes Talent benötigt.