Ralf Schumacher: "Ich hätte es genauso gemacht"
Zwei Tage nach dem harten Startmanöver und der verlixten weißen Linie hat Ralf Schumacher sein Schweigen gebrochen
(Motorsport-Total.com/dpa) - Ralf Schumacher hat die Funkstille nach seiner kommentarlosen Flucht vom Nürburgring beendet. "Na ja, sonderlich amüsant ist so etwas natürlich nicht für den Betroffenen. Aber er hat eben seine Position verteidigt wie auch später im Rennen. Ich hätte es an seiner Stelle genauso gemacht. Michael ist am Nürburgring hart, aber nie unfair gefahren. Ich kenne seine Fahrweise und er meine. Damit müssen wir leben. Wir schenken uns eben nichts", sagte "Schumi II" am Dienstag in einem 'dpa-Interview' über das unter den Formel-1-Fans heiß diskutierte Start-Manöver seines Bruders Michael beim Grand Prix von Europa.
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Nach dem Rennen flüchtete Ralf in seine Österreichische Villa
Der dreimalige Weltmeister Michael Schumacher hatte seinen kleinen Bruder am Sonntag beim Start des Formel-1-Rennens beinahe gegen die Betonmauer gedrängt. "Ich musste alle Register ziehen, um Ralf hinter mir zu lassen", rechtfertigte sich der Ferrari-Star hinterher. Das "Bruder-Duell" in der "Königsklasse" des Motorsports beschäftigte sogar die Weltpresse. Ohne ein Wort war BMW-Williams- Pilot Ralf Schumacher, der wegen eines Vergehens in der Boxengasse auch noch eine Zehn-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekam, nach dem Rennen aus der Eifel verschwunden. Michael gewann das "Heimspiel", Ralf wurde immerhin noch Vierter.
In seiner Villa in Hallwang in Österreich hat Ralf Schumacher ausgespannt - und neuen Mut getankt. "Jetzt freue ich mich auf das nächste Duell in Frankreich, hoffentlich diesmal mit dem besseren Ende für mich. Das habe ich Michael auch am Telefon gesagt", gab der "Kleine Schumi" sich kämpferisch. Denn bereits an diesem Sonntag kommt es in Magny-Cours erneut zum Duell der schnellsten Brüder der Welt, die am 10. Juni beim Großen Preis von Kanada einen historischen Doppelsieg feiern konnten.
Einen Tag vor dem Großen Preis von Frankreich hat Ralf Schumacher allen Grund zur Freude: Am Samstag wird der zweimalige Saison-Sieger 26 Jahre alt. Viel Zeit zum Feiern bleibt allerdings nicht, dann an seinem Ehrentag geht es in der Qualifikation um die besten Startplätze. Weltmeister Michael strebt in Magny-Cours seinen sechsten Saison- und 50. Karriere-Erfolg an. Für Spannung ist also gesorgt.
Auch der Ärger über die Zehn-Sekunden-Strafe in dem turbulenten Rennen auf dem Nürburgring ist bei Ralf Schumacher "noch nicht so ganz" verraucht. "Ich finde einfach, dass die Zehn-Sekunden-Strafe für das Überfahren der weißen Linie an der Boxenausfahrt überzogen war", sagte er rückblickend. Regeln seien zwar Regeln, aber "Strafen sollten Sinn machen." Er habe schließlich niemanden gefährden können, "deshalb finde ich es eben schade, dass die Verantwortlichen mich hart bestraft haben, andere Fahrer, denen der gleiche Fehler passiert ist, dagegen nicht. Ich meine, dass den Fans dadurch ein spannender Zweikampf um den Sieg genommen wurde."
Wegen regelwidrigen Überfahrens der weißen Linie an der Boxen- Ausfahrt war der Formel-1-Pilot bestraft worden. Bis zu diesem Moment in der 40. Runde hatten sich beide Kerpener vor 142 000 begeisterten Zuschauern einen erbitterten Kampf um die Spitze geliefert.
Das ganze Interview mit Ralf Schumacher:
Frage: "Nach dem Rennen am Sonntag auf dem Nürburgring waren Sie ziemlich sauer. Hat sich der Ärger mittlerweile etwas gelegt?
Ralf Schumacher: "Noch nicht so ganz. Ich finde einfach, dass die Zehn-Sekunden-Strafe für das Überfahren der weißen Linie an der Boxen-Ausfahrt überzogen war. Klar, Regeln sind Regeln und alle Fahrer haben Sie zu respektieren. Aber Strafen sollten Sinn machen. Die weiße Linie soll verhindern, dass Autos, die aus der Box kommen, andere gefährden. Ich konnte niemanden gefährden, weil keiner auf der Start-Ziel-Gerade war als ich aus der Boxengasse kam. Deshalb finde ich es eben schade, dass die Verantwortlichen mich hart bestraft haben, andere Fahrer, denen der gleiche Fehler passiert ist, dagegen nicht. Ich meine, dass den Fans dadurch ein spannender Zweikampf um den Sieg genommen wurde."
Frage: "Sie wollten sich nach dem Rennen nicht zum Fahrstil Ihres Bruders äußern. Waren Sie wütend, dass Michael Sie beim Start fast in die Mauer drängte?"
Ralf Schumacher: "Na ja, sonderlich amüsant ist so etwas natürlich nicht für den Betroffenen. Aber er hat eben seine Position verteidigt wie auch später im Rennen. Ich hätte es an seiner Stelle genauso gemacht. Michael ist am Nürburgring hart, aber nie unfair gefahren. Ich kenne seine Fahrweise und er meine. Damit müssen wir leben. Wir schenken uns eben nichts."
Frage: "Also alles im Lot mit Ihrem Bruder?"
Ralf Schumacher: "Aber klar. Jetzt freue ich mich auf das nächste Duell in Frankreich, hoffentlich diesmal mit dem besseren Ende für mich. Das habe ich Michael auch am Telefon gesagt."