• 27.12.2015 08:44

  • von Roman Wittemeier

DTM-Champion Pascal Wehrlein: Immer wieder samstags...

Pascal Wehrlein als verdienter DTM-Meister 2015? Blick auf die Statistiken bringt zahlreiche Erkenntnisse - Konkurrenz kritisiert: "With a little help from his friends..."

(Motorsport-Total.com) - Pascal Wehrlein hat sich in der DTM-Saison 2015 souverän die Fahrerkrone aufgesetzt. Der neue Champion aus dem Lager von Mercedes setzte sich in der Endabrechnung mit 169 Punkten gegen die Audi-Kontrahenten Jamie Green (150) und Mattias Ekström (147) durch. Paul di Resta, im Schlussklassement als Neunter zweitbester Mercedes-Pilot, kam im abgelaufenen DTM-Jahr nur auf 90 Zähler. Das zeigt, wie dominant Wehrlein im Vergleich zu den Markenkollegen agierte.

Titel-Bild zur News: Pascal Wehrlein

Pascal Wehrlein sicherte sich in diesem Jahr den Titel in der DTM - verdient? Zoom

"Pascal hat im Verlauf des Jahres insgesamt den besten Job gemacht. In diesem Sinne spiegelt die Tabelle die Realität wider", sagt Gary Paffett über seinen Kollegen. "Klar, sonst wäre er nicht ein Rennen vor Schluss Meister geworden, also hat er es sich schon irgendwie verdient. Ich will da nicht dran kratzen; er hat das Ding gewonnen, mehr braucht man nicht darüber zu sagen", hakt Audi-Haudegen Mike Rockenfeller das Jahr ab. Allerdings denken nicht alle DTM-Fahrer so.

"Ich denke, Jamie (Green; Anm. d. Red.) war der beste Fahrer diese Saison", meint Ekström. "Das sage ich nicht, weil er mein Teamkollege ist, sondern weil es der Wahrheit entspricht. Er hatte kein Glück in zwei Rennen mit technischen Problemen. Und seine Teamkollegen haben ihm das Leben wesentlich schwerer gemacht als Pascals Teamkollegen seines. Ich war einer von denen, die darum gekämpft haben, den Titel selbst zu holen."

Was war der Schlüssel zum Titelgewinn?

'Motorsport-Total.com' blickt im Rahmen des Saisonrückblicks 2015 noch einmal ganz genau auf die Statistiken. Eine genaue Analyse der DTM-Datenbank ergibt, dass es drei Schlüssel zum Titelgewinn des 21-jährigen Mercedes-Youngsters gibt: Setuparbeit, Rennperformance und die Hilfe von Markenkollegen in entscheidenden Rennsituationen. Wehrlein legte die Basis für seine Position innerhalb des Silberpfeil-Lagers an Freitagen und Samstagen.

Die Setuparbeit des neuen DTM-Meisters gemeinsam mit Renningenieur Tom Seward war innerhalb der Mercedes-Mannschaft ohne Konkurrenz. Wehrlein startete mit einer durchschnittlichen Position 15,4 im ersten Freien Training in die Wochenenden, konnte sich aber zum zweiten Durchgang (Position: 9,4) durchschnittlich um sechs Plätze verbessern. Mehr noch: Der 21-Jährige konnte diesen Trend im ersten Qualifying stets noch fortsetzen.

"Ich denke, Jamie war der beste Fahrer diese Saison." Mattias Ekström

Zum Vergleich: Paul di Resta stagnierte vom ersten Training zur zweiten Session (jeweils Position 10,7), Mattias Ekström startete immer stark im ersten Durchgang (Platz 7,2), aber ließ zum zweiten Freien Training im Durchschnitt erheblich nach (Position 10,6). Einzig Jamie Green konnte dem Positivtrend von Wehrlein folgen. Allerdings konnte der Brite vom zweiten Training zum ersten Qualifying nicht ganz so stark zulegen wie der Mercedes-Mann.

Der Wolff-Zögling und die sieben Helferlein

Nimmt man die vier Ausfälle in den ersten Rennen eines DTM-Wochenendes mal heraus, dann ist Jamie Green unangefochten der "Star der Samstage" gewesen. Der Rosberg-Pilot erreichte in den jeweils ersten Wertungsläufen durchschnittlich Position 3,2. An Sonntagen war für den Briten (durchschnittliches Rennergebnis: 10,4) nur wenig zu holen. Wehrlein war konstanter: Samstags Position 4,1, sonntags im Schnitt Platz 9,0. Mattias Ekström (Rennen 1: 10,4 / Rennen 2: 4,7) war der stärkste "Sonntagsfahrer".


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Jamie Green war mit vier Saisonsiegen doppelt so oft auf der obersten Stufe des Siegerpodests wie Pascal Wehrlein, zudem holte er zweimal die Pole-Position, was dem Champion im Jahresverlauf nicht ein einziges Mal gelang. Die vier Ausfälle in den Samstragsrennen in Zandvoort und Spielberg sowie in Oschersleben und am Nürburgring kosteten den Briten den Titel. Hinzu kam die von Ekström lautstark kritisierte Stallregie, die zwei BMW-Piloten unisono mit dem Titel "With a little help from my friends" lachend kommentierten.

"Pascal hat im Verlauf des Jahres insgesamt den besten Job gemacht." Gary Paffett

Tatsächlich macht die Statistik deutlich, dass der neue Champion niemanden im eigenen Lager hatte, der ihm Punkte streitig machte. In den Samstagsrennen der DTM-Saison 2015 hatte Wehrlein nur ein einziges Mal beim Zieleinlauf einen Markenkollegen vor sich - und dies war Paul di Resta am Finalwochenende in Hockenheim, wo Wehrleins Titel ohnehin schon nahezu sicher war. Abgesehen dem allerletzten Rennen des Jahres waren sonntags höchstens zwei andere Mercedes-Fahrer vor dem Meister 2015.

Wehrlein setzt seine Qualifyingpositionen gut um

Bei Jamie Green, der starke Konkurrenz von Mattias Ekström und Edoardo Mortara aus den eigenen Reihen erfuhr, war die Situation anders. Zwar war auch der Vizemeister an Samstagen fast immer der beste Audi-Mann in den Rennen, aber an Sonntagen fuhren ihm oftmals Markenkollegen vor der Nase herum. Unter anderem im zweiten Rennen in Zandvoort hätten die Ingolstädter ihrem Titelkandidaten zu mehr Punkten verhelfen können.


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Dass Wehrlein seinen Titel dennoch verdient hat, zeigt ein Blick auf die Chancenauswertung. Der Champion machte aus seinen Qualifyingergebnissen stets gute Rennresultate und war in dieser Beziehung vor allem Jamie Green haushoch überlegen. Selbst bei Ausklammerung von Ausfällen stellte Wehrlein den Briten klar in den Schatten. Der Mercedes-Pilot machte in Addition aller Samstagsrennen 17 Positionen gut, an den Sonntagen insgesamt zwölf Plätze.

Genau gegenteilig war die Ausbeute in den Rennen für Green: Verlust von zwei Positionen in Addition aller Verschiebungen samstags und sogar das Abrutschen um acht Plätze in allen Sonntagsrennen. In dieser Disziplin war Mattias Ekström unschlagbar. Der Schwede wuchtete sich in allen Samstagsrennen kombiniert um 29 Plätze nach vorn, an Samstagen waren es insgesamt 23 Positionen. Allerdings sind Positionsverbesserungen bei Starts von hinten - unter anderem durch Ausfälle/Strafen für Konkurrenten - auch einfacher zu realisieren.